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Die Besiedlung

Der Feldzug des Tiberius

Bodenfunde aus Eldena und den Dörfern der Umgebung belegen die frühe Anwesenheit der Menschen und deren Wirken. Nachweislich war der Raum um Eldena schon in der Stein-, Bronze- und Eisenzeit besiedelt. Anhand von Funden können die verschiedenen Epochen der Besiedlung durch den Menschen datiert und eingeordnet werden. Die ältesten Funde sind Feuersteinklingen aus der mittleren Steinzeit (10.000 - 3.000 v.u.Z.), Keuersteinbeile aus der jüngeren Steinzeit (3.000 - 1.000 v.u.Z.), ungarische Tüllenbeile aus der jüngeren Bronzezeit (1.600 - 600 v.u.Z).

Germane ist die Sammelbezeichnung für die Stämme und Stammesgruppen, die in unserer Heimat und den angrenzenden Gebieten in der Eisenzet historisch fassbar ist. Durch römische Geschichtsschreiber lassen sich Schlüsse auf die damaligen Verhältnisse in unserer Gegend ziehen. So berichtet Plinius (im Jahre 79 beim Vesuvausbruch umgekommen), dass noch Reste der Teutonen an der Unterelbe wohnten. Im Buch "Germania" von Tacitus werden die Namen der germanischen Stämme aufgeführt und wird von ihrem Brauchtum berichtet.

Der römische Feldherr Drusus drang im Jahre 9 v.u.Z. bis an die Elbe vor und ließ sich bei Dannenberg ein Siegesdenkmal errichten. Höhepunkt der Kriegsführung waren die Unternehmungen der Römer in den Jahren 4 und 5 u.Z. unter dem bereits zum Augustusnachfolger bestimmten Tiberius (Bruder des Drusus), die auf den Nordwesten Germaniens, den Unterelberaum gerichtet waren.

Nachdem sein Landherr die Cannefaten (an der westfriesischen Küste), Chausuarier und Brukterer (beide Emsgebiet) unterworfen hatte, unterstellten sich die Cherusker freiwillig. Danach ging er gegen die Chauken und Langobarden vor. Die Langobarden hatten ihren Wohnsitz an der Elbe im Norden Niedersachsens und waren ein kleiner, kriegerischer Volksstamm. Sie unterwarfen sich nicht und wichen auf das rechte Elbeufer aus. Die Soldaten des Tiberius gelangten wahrscheinlich bis Boizenburg, an der Elbe. Die Römer sind im Jahre 5 bis an die Grenzen Mecklenburgs vorgedrungen. Der Traum der Römer, Germanien einzuverleiben, ging nicht in Erfüllung. Mit der Schlacht im Teutoburger Wald im Jahre 9 gelang es die Fremdherrschaft zu beenden. Die Römer mussten im Jahre 16 die Eroberung des Germanenlandes endgültig aufgeben. Ein großer Teil der nach Westmecklenburg übergesiedelten Langobarden kehrt in das Altsiedelgebiet zurück. Auch östlich der Elbe konnten sich die germanischen Stämme nun frei und unabhängig entwickeln.

Zu Beginn des 4. Jahrhunderts zogen sich die Germanen aus unserer Gegend zurück. Wie Prokop, der byzantinische Geschichtsschreiber der Gotenkriege im Jahre 555 berichtete, war unser Gebiet bis 600 menschenleer. In dieser Zeit rückten die slawischen Volksstämme, die "Wenden" in dieses Gebiet ein. Einzelne Familien ergriffen Besitz von dem herrenlosen Land und besiedelten das leere Gebiet. So war Eldena schon vor der Klostergründung als wendische Siedlung vorhanden, doch nähere Berichte und irgendwelche Daten aus dieser Zeit sind nicht überliefert.

Eldena lag für eine Besiedlung durch die Wenden außerordentlich günstig, am Wasser inmitten eines Waldgebietes, das sich damals von der Elbe bis zur Lewitz erstreckte und den Wenden alles bieten konnte, was sie suchten - Jagt, Fischfang und unzugängliche Schlupfwinkel, wo sie Burgwälle errichten konnten.

Viele Ortsbezeichnungen lassen heute noch den slawischen Einfluss erkennen, so zum Beispiel Güritz, Krinitz, Görnitz, Conow und Dadow - dieEndungen "itz" und "ow" deuten darauf hin. Auch die Vorsilbe go-, gö- wie bei Göhren, Gorlosen und Görnitz deutet auf das slawische Wort gor = Berg. Viele der Ortzbezeichnungen auch in unserer näheren Umgebung lassen den wendischen Ursprung erkennen, zum Beispiel Kaliß - Sumpfort (Moorloch), Liepe - Lindenort, Grabow - Hainbuchenort, Lenzen - Wiesenort, Göhren - bergiger Ort, Gorlosen - Bergwald, Jabel - Apfelbaumort, Broda - Fährort, Schmölen - Teerort, Grebs - Felsenort, Woos(mer) - Wespenort, Dömitz - Nachkomme des Domell, Karnez - Nachkomme der Karna, Conow - von Con = Pferd, Bresegard - Birkenort.

Die westslawischen Dtämme zwischen Elbe, Saale und Oder lebten in Dorfgemeinschaften. Sie besaßen zu damaliger Zeit bereits weiterentwickelte Produktionsinstrumente, wie Pflüge, Sensen, Sicheln, Hacken und Beile und sie säten auf ihren Wirtschaften Roggen und Weizen, auch Hafer und Gerste, sie nutzten Haustiere, wie Kühe, Schweine, Pferde u.a., ebenfalls waren die slawischen Siedler als gute Handwerker bekannt, so als Schmiede und Töpfer. Mit ihren Waren trieben sie Handel mit den benachbarten Stämmen und Völkern.

Zur Zeit Karls des Großen, vor dem Jahre 800 u.Z. begann Mecklenburg geschichtlich hervorzutreten, es begann die erste Etappe der Unterwerfung der Slawen. Die zweite Etappe ist durch den Sachsenherzog, Heinrich den Löwen, geprägt. Unter seiner Führung drangen deutsche Ritter mit Gewalt in das slawische Mecklenburg ein. Der "Wendenkreuzug" (1147) war der Höhepunkt der Kämpfe gegen die Slawen. Die eroberten Gebiete teilte der Sachsenherzog in Grafschaften auf. Das Gebiet zwischen Elbe, Elde und Sude wurde dem Vollrad von Dannenberg zugeschlagen, dem Ratzeburger Bischof wurde 1185 das rechtselbische Gebiet als kirchliches Amtsgebiet zugestanden. Beide Partner einigten sich Im Hagenower Vertrag (um 1190) hinsichtlich der Aufteilung der neu erworbenen Gebiete, um den zu erwartenden Zehnten und Zinsen besser erpressen zu können. In diesem Vertrag wurde der Graf als Lehnsmann des Bischofs für die wendischen Länder Jabel und Wehningen eingesetzt. Der von den Slawen zu zahlende Zins wurde dem Bischof zugeschlagen, jedoch waren von der geringen slawischen Bevölkerung wenige Einnahmen zu erwarten. Doch die Besiedlung mit Deutschen war schleppend, ein Grund für den langen Halt der Slawen zwischen Sude und Elde war der karge Boden. Die deutschen Kolonisten aus Westfalen, Friesland, Sachsen und Holland waren nur schwer für den sandigen Boden als zukünftige Heimatstädte zu begeistern. In diesem Zeitraum fällt die Gründung des Klosters in Eldena, es wurde geschaffen als Bollwerk gegen die heidnischen Wenden.

Siegel von 1230 des Bischofs Gottschalk
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